Die Karstlandschaft

Das Gebiet des Nationalparks Plitvicer Seen ist Teil der Dinarischen Karstlandschaft und gehört mit seinen spezifischen geologischen, geomorphologischen und hydrologischen Eigenschaften zu einer der beeindruckendsten Karstregionen der Welt. Das Karstrelief bildet sich wegen seiner ausgesprochenen Empfindlichkeit für chemische und mechanische Erosion sowie für den Einfluss der Tektonik (Brüche, Spalten, Sprünge u.a.) vor allem an Karbonatfelsen (Kalkstein und Dolomit). Mit Kohlendioxyd angereichertes Wasser dringt durch die Sprünge des Karbonatuntergrunds, weicht ihn auf und bildet verschiedene Karstformen an der Oberfläche (Karren, Dolinen, Poljen, Uvalas, Hume, Mogoten, Säulen) und im Untergrund (Höhlen, Grotten, Kavernen).

Im Gebiet des Parks herrschen mesozoische Kalksteine mit Dolomiteinschlüssen vor, aber auch Dolomite selbst. Das Verhältnis der weniger durchlässigen und wasserhaltigen Dolomite zu den kalkhaltigen und wasserdurchlässigen Jura- und Kreideschichten des Kalksteinsystems hat die heutige Gestalt des ganzen Gebietes geprägt. Die spezifischen hydrogeologischen Eigenschaften des Felsens haben es ermöglicht, dass sich Wasser in den Dolomitfelsen aus dem Trias halten konnte, aber auch, dass es Schluchten in die Kalksteinschichten aus der Kreidezeit hineinschneiden konnte. Aus diesem Grund teilt sich das Seensystem in die Oberen und die Unteren Seen. Die Oberen Seen sind räumlich und an Volumen dominant. Sie sind aus Dolomit gebildet, weitläufiger und zerklüfteter, aber haben sanftere Ufer als die Unteren Seen. Zu ihnen gehören der Prošćansko Jezero, Ciginovac, Okrugljak, Batinovac, der Veliko Jezero, Malo Jezero, Vir, Galovac, Milino Jezero, Gradinsko Jezero, Burgeti und der See Kozjak. Die Unteren Seen haben sich in einer engen Kalkstein-Schlucht mit steilen Ufern gebildet. Zu ihnen gehören die Seen Milanovac, Gavanovac, Kaluđerovac und Novakovića Brod. Die größten Seen sind der See Kozjak und der Prošćansko Jezero. Das Eindringen des Wassers hat zur Entwicklung von Sinterbarrieren geführt und man geht davon aus, dass dieses Seensystem vor 12.000 bis 15.000 Jahren entstanden sein muss.

Der Untergrund (Untertitel)

Im Gebiet des Parks wurden bis heute 114 speläologische Objekte registriert. Diese Zahl umfasst auch Objekte, die sich im Randbereich des Parks befinden bzw. bis zu 500 m außerhalb seiner offiziellen Grenzen. Die vorherrschende Art der speläologischen Objekte im Bereich des Parks sind Höhlen. 82 aller Objekte bzw. 72 % sind Schachthöhlen, die anderen 32 bzw. 28% sind Horizontalhöhlen, d.h. überwiegend horizontale Objekte. Bei den meisten, nämlich bei 91 von ihnen, handelt es sich um kleinere Objekte (flach und kürzer als 50 m). Zu den mittelgroßen speläologischen Objekten (Tiefe oder Länge des Objekts zwischen 50 und 500 m) gehören 23 Objekte (20 %). Insgesamt beträgt die Tiefe der bisher erforschten Objekte 1.664 m und die Länge 2.251 m. Ausgesprochen große speläologische Objekte, deren Tiefe oder Länge mehr als 500 m beträgt, sind bisher nicht bekannt.

Im morphologischen Sinne sind die Höhlen Čudinka (-203 m) und die Höhle am Vršić (-154 m, Länge 110 m) die bedeutendsten Objekte. Die Höhle Čudinka ist darum interessant, weil das ganze Objekt nur aus einer einzigen geräumigen Vertikale besteht, die lange Zeit eine der tiefsten Kroatiens war. Neben den genannten Höhlen stechen auch die Höhlen im Seengebiet durch ihre Dimensionen hervor: Mračna Špilja (160 m), Golubnjača (145 m) und Špilja Vile Jezerkinje (104 m), sowie Golubnjača im Homoljačko Polje (153 m). Die Höhlen Vile Jezerkinje, Šupljara und Golubnjača sind zusätzlich bereits seit 1964 in der Kategorie der geomorphologischen Naturdenkmäler geschützt. In der Rodića-Höhle bei Sertić Poljana und in der Mračna Špilja bei den Unteren Seen wurden Knochen des Höhlenbären gefunden. Daher gelten diese Stätten als paläontologisch bedeutend. Die letzte systematische Untersuchung der speläologischen Objekte im Gebiet des Nationalparks Plitvicer Seen wurde in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durchgeführt und gilt als unvollendet.