Die versunkene Barriere des Sees Kozjak

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Der größte der Plitvicer Seen, Kozjak, ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Er ist nicht nur der größte (82 ha) und der tiefste (47 m) See, sondern auch der einzige, auf dem Touristenboote fahren, und der einzige, auf dem eine Insel liegt (Štefanijin otok). Kozjak ist die Grenze zwischen den Oberen und den Unteren Seen sowie die Grenze zwischen den triassischen Dolomiten und den kreidezeitlichen Kalksteinen. Dies ist jedoch nur der Anfang…

Kozjak sah nicht immer so aus wie heute. Bis vor etwa 400 Jahren gab es an der Stelle des heutigen einen Sees zwei. Sie waren, wie alle anderen im System der Plitvicer Seen, durch eine Sinterbarriere getrennt. Diese Barriere, etwa 400 m breit und etwa 36 m hoch, liegt heute 6 m unter der Wasseroberfläche. Sie ist an sonnigen Tagen von einem Panoramaboot aus als weiße Sperre in der dunkelblauen Tiefe zu sehen.
3D-Modell des Sees Kozjak


Aber was ist passiert? Wie konnte sie unter Wasser geraten, wenn wir doch wissen, dass sie die Seen voneinander trennen und dass herrliche Wasserfälle über sie strömen?
Es gibt zwei mögliche Theorien zum Versenken der Barriere und man kann tatsächlich sagen, dass die neue Theorie die ältere ersetzt hat. Nach der ursprünglichen Theorie (Petrik, 1958) wuchs die flussabwärts gelegene Barriere, bzw. die Barriere am Ende von Kozjak (oder dem ehemaligen zweiten See), die wir heute unter den Namen „Kozjak-Brücken” kennen, viel schneller. Als die flussabwärts gelegene Barriere größer wurde, stieg auch der Wasserspiegel der flussaufwärts gelegenen Sees. Vor 400 Jahren kam es zu einem Wendepunkt, als der Wasserstand so hoch anstieg, dass das Wasser die flussaufwärts gelegene Barriere bedeckte. Die flussabwärts gelegene Barriere wuchs noch immer mit der gleichen Intensität wie zuvor, sodass der Wasserstand weiter anstieg und die versunkene Barriere immer tiefer unter Wasser blieb. Versunkene Sinterbarrieren gibt es nicht nur im See Kozjak, sondern auch in den Seen Milanovac, Gradinsko und Prošćansko jezero sowie in anderen Seen in geringerem Maße.
Im Herbst 2019 ergaben Tauchgänge an der versunkenen Barriere, dass die ursprüngliche Theorie möglicherweise völlig falsch war. Die Taucher entdeckten nämlich die Stelle, an der vermutlich ein Teil der Barriere abgebrochen war und dadurch ein 4 Meter tiefer Kanal entstand. Dadurch wurde die flussabwärts gelegene Barriere an den Kozjak-Brücken zur einzigen aktiven Barriere auf dem damals entstandenen einzigartigen See Kozjak. Der Abbruch der heute versunkenen Barriere im See Kozjak brachte große Veränderungen im System mit sich. Nicht nur entstand aus zwei Seen ein einziger, sondern auch der Wasserspiegel dieses Sees stieg an, was sich auf die hydrologischen Bedingungen auswirkte.

Brüche der Sinterbarrieren kommen zwar nicht so häufig vor, sind aber nicht so selten und ungewöhnlich, wie man vielleicht denken könnte. Sinter ist sehr porös und daher anfällig für mechanische Beschädigungen. Durch extreme Wetterbedingungen wie plötzliche und große Temperaturschwankungen, große Schwankungen der Wasserspiegel durch Schneeschmelze und starke Regenfälle kann es zum Reißen oder sogar zum Abbrechen eines Teils der Barriere kommen. In letzter Zeit gab es einige solcher Abbrüche und es hat sich gezeigt, dass die Folgen drastisch sein können. Die auf diese Weise entstandenen neuen Anblicke sind jedoch lediglich eine Folge natürlicher Veränderungen.